Auf Abwegen

Abwasser- und Regenwassermanagement als Schwerpunkt-Thema. Und was die reglementierte Flächenentsiegelung damit zu tun hat.

Dass sich der Klimawandel negativ auf unsere Umwelt auswirkt, ist längst kein Geheimnis mehr. Das Abschmelzen der Polkappen, Dürren und Hitzewellen sowie extreme Wetterereignisse sind nur einige Beispiele. Langjährige Untersuchungen der Niederschlagswerte an acht unterschiedlichen Standorten weltweit haben zudem gezeigt, dass sich die Wahrscheinlichkeit für Starkregen mehrt.

Um Gebäude vor solchen Wetterereignissen zu schützen, bedarf es eines nachhaltigen Regenwassermanagements. Aber wie könnte der Lösungsweg aussehen?

Höchste Priorität

Gerade in urbaneren Gebieten, wo der Untergrund asphaltiert bzw. betoniert ist und sich ein Gebäude an das andere reiht, kommt es zu einer unvorteilhaften Versiegelung des Bodens, der seine natürliche Funktion – das Speichern von Wasser – nicht mehr erfüllen kann.

Kanäle leiten das Regenwasser in Kläranlagen oder Bäche ab, die bei Starkregenereignissen nicht mehr über das nötige Kontingent verfügen, das zusätzliche Volumen zu tragen. Die tragische Folge: Die Gefahr von Hochwasser steigt.  Darüber hinaus wird durch die Ableitung des Regenwassers die Neubildung von Grundwasser erschwert und seine Qualität durch das Vermischen mit Abwasser und verunreinigten Regenablaufwässern getrübt.

Neben anderen städtebaulichen Maßnahmen werden zusätzliche Anforderungen an die Flächenbefestigungen gestellt. So kommt dem Rückhaltevermögen von Niederschlagwässern eine zunehmend wichtige Bedeutung zu.

Das Vier-Stationen-Prinzip

Für ein kontrolliertes Regenwassermanagement bedarf es erstmal einen wasserdichten Rinnenstrang, der Oberflächenwasser so schnell und so komplett wie möglich sammelt und durch die weiterführende Kanalisation abführt. Dies kann beispielsweise in Form einer Linien- oder Punktentwässerung umgesetzt werden.

Anschließend wird das gesammelte Regenwasser mit fachgerechten Reinigungsanlagen physikalisch, chemisch oder biologisch gereinigt und aufbereitet, wodurch die Voraussetzung für eine nachhaltige Nutzung geschaffen wird. Hier ist je nach Bedarf eine interimistische Speicherung gefragt.

Der letzte Schritt besteht aus dem kontrollierten Ableiten der zuvor gesammelten Menge, dem insbesondere in Zeiten von Starkregen eine tragende Rolle zukommt.

Andere Wege

Um die Abflusswege so gering als möglich zu halten, sowie die Belastung zu verringern sind begrünte Flachdächer unumgänglich. Neben der Retention von Regenwasser, produzieren sie außerdem Solarstrom und fördern die Biodiversität. Die Nebeneffekte wie die Verminderung des Hitzeinseleffekts, die Entlastung der Kanalisation sowie die Verringerung des Oberflächenabfluss dürfen auch nicht außen vorgelassen werden. Zudem sorgen durchlässige Oberflächen auf Parkplätzen, Wegen, Straßen und Co. für weniger Belastung.

Schlüsselwort Entsiegelung?

Dass Österreich zu viel versiegelt, ist mittlerweile in der öffentlichen Diskussion angekommen. Laut Regierungsprogramm will man die Bodenversiegelung eindämmen, etwa bis 2030 die Flächeninanspruchnahme auf 2,5 Hektar pro Tag senken. Mittelfristig will man dieses ambitionierte Ziel auch durch die Entsiegelung von Flächen erreichen. Dabei entfernt man Asphalt, Beton und fallweise Schadstoffe, lockert den Boden und trägt neuen auf. So sollen ehemalige Asphaltwüsten wieder Wasser aufnehmen, gar als Habitate dienen.

Das größte Potenzial liegt wohl bei unseren Verkehrsflächen. Fast 2.000 Quadratkilometer von Österreich sind mit Straßen und Parkplätzen bedeckt. Hier könnte man z.B. schmälere Straßen oder einen Rückbau der Parkplätze umsetzen.

Was bringt die Zukunft?

Wie sieht die Bauwirtschaft in 20 Jahren aus? Ist die „klassische“ Ableitung von Regenwasser dann überhaupt noch möglich? Oder hat sich bis dahin schon ein unterirdisches System etabliert?

Fest steht auf jeden Fall, dass die Reduzierung des Bodenverbrauchs und die reglementierte Flächenentsiegelung noch stärker in den Fokus treten. Und eines ist auch sicher – gebaut wird immer.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner